Das MVP-Prinzip – Ein Leitfaden für Unternehmen

Für Startups und alle, die mobile Anwendungen entwickeln, ist der MVP (Minimum Viable Product) ein bekannter Begriff. Ein MVP hilft nicht nur dabei, Ihre Idee für ein mobiles Produkt zu validieren, sondern gibt auch Hinweise darauf, welche Funktionen Sie in Ihre App aufnehmen sollten, um erfolgreich zu sein. Damit ist es nicht nur für Tech-Startups, sondern auch für mittlere Unternehmen und ihre Softwarelösungen und internen Anwendungen nützlich.

Was bedeutet das nun alles? Bei einem MVP geht es darum, Ihre Idee zu testen und herauszufinden, was funktioniert, um Ihre Anwender richtig anzusprechen. Dieser Artikel dient als Schritt-für-Schritt-Anleitung, die Ihnen ein grundlegendes Verständnis dafür vermittelt, wie Sie ein Minimum Viable Product planen, während Sie unseren MVP-Leitfaden durcharbeiten.

Was ist ein MVP (Minimum Viable Product)?

Ein MVP (Minimum Viable Product) ist eine grundlegende, einführbare Version des Produkts, die minimale, aber notwendige Funktionen unterstützt und dabei sein Wertversprechen definieren.

Ein MVP ermöglicht eine schnellere Markteinführung bzw. interne Verwendung, zieht frühe Anwender an und kann schnell angepasst werden.

Sobald das MVP veröffentlich wurde, wird Feedback gesammelt. Auf der Grundlage dieses Feedbacks kann das Unternehmen die Fehler beheben und neue Funktionen einführen, die von den frühen Anwendern vorgeschlagen werden.

Der MVP-Ansatz ermöglicht:

  • einen frühen Markteintritt der zu einem Wettbewerbsvorteil führt (bei kommerziellen Lösungen)
  • frühzeitiges Testen der Idee mit tatsächlichen Nutzern, um zu prüfen, ob die Anwendung die Probleme effizient lösen kann
  • Effektives Arbeiten an der Entwicklung eines vollwertigen Produkts, das das Feedback und die Vorschläge der Nutzer integriert

Warum ein MVP

Der Aufbau eines MVP ist ein iterativer Prozess, der darauf abzielt, die Schmerzpunkte der Benutzer zu identifizieren und die geeigneten Produktfunktionen zu bestimmen, um diese Bedürfnisse im Laufe der Zeit zu erfüllen.

Bei der Entwicklung mobiler Anwendungen ist ein Minimum Viable Product eine Entwicklungsmethode, bei der nur die Kernfunktionen entwickelt werden, um ein bestimmtes Problem zu lösen und die frühen Nutzer zufriedenzustellen. Im Wesentlichen ist ein MVP das Basismodell Ihres Produkts, das das primäre Ziel, das Sie erreichen wollen, erfüllt.

Die MVP-Entwicklung folgt einem Build-Measure-Learn-Prozess, der es Ihnen ermöglicht, eine Lösung zu veröffentlichen, das kontinuierlich verbessert werden kann, während Sie Annahmen testen, lernen, was die Nutzer wollen, und zukünftige Iterationen Ihrer Anwendung entwickeln, die Ihren Nutzern besser dienen.

Darum ist ein MVP sinnvoll für nicht technische Unternehmen

Das MVP-Prinzip kann auf alles angewandt werden, das entwickelt wird. Dazu gehören digitale Lösungen, die die meisten Unternehmen benötigen, wie eine Webseite, das Intranet, CMS, Verwaltungstools und andere Anwendungen, die für speziell für das Unternehmen entwickelt werden. Wenn Sie sich mit dem MVP-Prinzip vertraut machen, dann entwickeln Sie Produkte, die tatsächliche Probleme lösen und schnell funktionieren, egal, ob intern oder extern. Damit arbeiten Ihre internen Entwickler effizienter und Sie sparen enorme Kosten und erzielen schnellere Ergebnisse, wenn Sie externe Dienstleister beauftragen.

Alles kann und sollte nach dem MVP-Prinzip gedacht und gebaut werden, Websites, interne Anwendungen, Plattformen und digitale Ökosysteme sind günstiger und funktionaler, wenn zuerst ein MVP entwickelt wurde.

MVP als Vorteil für mittelständische Unternehmen

Mittelständische Unternehmen schauen immer mehr auf Methoden von Startups, sei es das Business Modell Canvas, als auch das MVP-Prinzip. Unternehmen, insbesondere ihre IT-Abteilungen können beispielsweise nach dem Lean-UX Prinzip (ein Teil der MVP Entwicklung) arbeiten und so neue Systeme oder neue Features an internen Testnutzern ausprobieren und Feedback einholen, bevor sie es an das gesamte Unternehmen anschließen. Das selbe Prinzip gilt für Software mit kommerziellem Nutzen.

Darum ist ein MVP sinnvoll

Der Zweck der Erstellung eines MVP ist die schnelle Einführung eines Produkts auf der Grundlage einer bewährten Idee mit einem kleinen Budget. Dieser Ansatz ermöglicht es einem Unternehmen, das Feedback der Nutzer für das Primärprodukt zu sammeln und in künftige Iterationen einfließen zu lassen. Mit Hilfe eines MVP kann man die richtige Zielgruppe finden, die Ideen auf der Grundlage von Erfahrungen entwickeln und Zeit sparen.

Bei der Entwicklung geht es darum, das richtige Gleichgewicht zwischen dem, was das Unternehmen den Benutzern anbietet, und dem, was die Benutzer tatsächlich brauchen, zu finden. Der Zweck des MVP besteht darin, zu testen, ob die Anwendung tatsächlich ein Problem löst. MVPs ermöglichen es Unternehmen auch, Fehler im Entwicklungsprozess zu minimieren. Ein MVP hilft dabei, ein Maximum an qualitativem Feedback zu sammeln, indem es sich an bestimmte Gruppen oder Nutzertypen richtet.

Vorteile eines MVP

  1. Ein funktionaler Kern: Eine MVP-App konzentriert sich auf eine Idee und enthält keine weiteren Funktionen. Der Ansatz gehört zur Ideologie vieler Startups: das richtige Produkt mit einem minimalen Budget in einer bestimmten Zeit zu entwickeln. Wenn nur einige der wichtigsten, aber minimalen Funktionen vorhanden sind, können die Kosten für die MVP-Entwicklung gesenkt werden. Mit dem MVP kann die Anwendung entsprechend mit minimalem Risiko getestet werden.
  2. Frühe Testmöglichkeit: Es ist gut, von Anfang an herauszufinden, ob die Produktidee funktioniert, ohne das gesamte Produktbudget zu investieren. Das gilt ebenso für interne Anwendungen und Webseiten.
  3. Frühe Einsichten und Nutzer-Feedback: Das MVP bietet die Möglichkeit, die Meinung potenzieller Nutzer zu erfahren und herauszufinden, was sie im Endprodukt sehen wollen.
  4. Ermöglicht Marktvalidierung: Ein MVP hilft einem Unternehmen zu verstehen, ob die App für den Zielmarkt geeignet ist. Ein MVP sollte den Nutzern die Marke des Unternehmens gut präsentieren und ihnen zeigen, inwiefern das Produkt im Vergleich zu den Angeboten der Konkurrenz einzigartig ist.
  5. Weniger Zeitaufwand für die Entwicklung einer digitalen Anwendung: Weniger Entwicklungszeit bedeutet geringere Kosten für die App-Entwicklung. Je schneller Sie die mobile App den Nutzern zur Verfügung stellen, desto schneller erhalten Sie Feedback. Das bedeutet, dass sie an der Verbesserung ihrer App arbeiten und schnell eine aktualisierte Version veröffentlichen können.
  6. Budgetschonend: Ein weiterer wichtiger Vorteil der Entwicklung eines MVP zu einem frühen Zeitpunkt im Entwicklungsprozess eines neuen Produkts ist, dass dieser Ansatz budgetschonend ist. Mit einem MVP können Unternehmen ihre Idee testen, bevor sie ihr gesamtes Budget für Dinge ausgeben, die möglicherweise nicht funktionieren.

Haben Sie schon eine interne Software oder ein kommerzielles Produkt herausgebracht, das sich nicht verkauft bzw. ungern genutzt wird? Viele setzen sich daran, eine Lösung im großen Stil zu entwickeln, ohne frühzeitig zu testen, ob die Grundfunktionen verstanden oder gar gewollt sind. Ein MVP liefert schnelle Einsichten.

Wie baue ich ein Minimum Viable Product?

Schritt 1: Beginnen Sie mit der Analyse

Manchmal passen Ideen nicht zu den Bedürfnissen des Marktes. Bevor ein Unternehmen eine Idee in Angriff nimmt und mit der MVP-Entwicklung beginnt, sollte es sicherstellen, dass sie die Bedürfnisse der Zielnutzer (bei internen Projekten sind das Mitarbeitende) erfüllt. Dies kann durch die Durchführung von Umfragen erreicht werden. Je mehr Informationen einem Unternehmen zur Verfügung stehen, desto höher sind die Erfolgschancen.

Schritt 2: Skizzieren Sie die User Journey

Es ist wichtig, dass Sie die Anwendung mit Blick auf Ihre Nutzer entwickeln. Eine gute Möglichkeit, um sicherzustellen, dass Ihre Nutzer eine gute Erfahrung mit der ersten Iteration Ihrer App machen, ist die Erstellung von User Journeys.

So können Sie Ihr Produkt aus der Perspektive des Nutzers betrachten, angefangen beim Öffnen der Anwendung bis hin zum Erreichen eines Endziels, z. B. einem Kauf. Dies gibt Ihnen Aufschluss darüber, wie Sie die App so gestalten können, dass sie für die Nutzer bequem ist. Definieren Sie den Benutzerfluss und die Aktionen, die der Benutzer ausführen muss, um das Ziel zu erreichen. Damit stellen Sie sicher, dass Sie nichts übersehen und die Benutzerzufriedenheit im Auge behalten.

Was Sie bei der Erstellung einer User Journey beachten sollten:

Identifizieren Sie den Benutzer

Wer wird Ihre Website, Ihre Plattform besuchen? Ist Ihre Anwendung für die interne Zusammenarbeit gedacht? Es ist möglich, dass Sie mehr als eine Kategorie von Nutzern haben werden. Wenn Sie z. B. eine interne Anwendung haben, werden Sie womöglich für verschiedene Abteilungen unterschiedliche Bereiche haben. Bedenken Sie ebenfalls die Oberfläche für das Backend, in dem sich Ihre IT-Abteilung aufhalten wird, um die Anwendung zu warten.

Identifizieren Sie die Aufgaben

Die Aufgaben sind die Aktionen, die der oder die Benutzer ausführen müssen, um das Ende der User Story zu erreichen und das Ziel zu verwirklichen. Bei der Planung Ihres MVP werden Sie sich wahrscheinlich überlegen, welcher Benutzer die meisten Aufgaben hat, und sich auf diesen Benutzer konzentrieren.

Identifizieren Sie die Endpunkte der User Story

Für jeden Benutzer gibt es ein Ende, d. h. das Ziel des Benutzers (z. B. die Ablage eines Dokuments).

Hier ein Beispiel für ein mögliches Digitalisierungsprojekt einer Stadt und den BürgerInnen als User:

Nutzer
BürgerInnen




Aktionen
Profil erstellen
Persönliche Daten inklusive alten
Personalausweis digital übermitteln
Antrag online abschicken
Status des Personalausweises verfolgen
Ausweis abholen
Endziel
Personalausweis erneuern



Schritt 3: Entscheiden Sie, welche Funktionen Sie entwickeln wollen

In diesem Stadium entscheiden Sie, welche Funktionen in Ihr MVP aufgenommen werden sollen und welche Funktionen auf Ihrer Produkt-Roadmap eine geringere Priorität haben.

Fragen Sie sich, was Ihre NutzerInnen brauchen und was sie sich wünschen, um Funktionen zu identifizieren und zu priorisieren.

Denken Sie daran, dass zu viele Funktionen im frühen Stadium, die von den Nutzern gewünscht werden, das Nutzererlebnis beeinträchtigen und vom allgemeinen Zweck des Produkts ablenken kann. Damit geht das MVP-Prinzip verloren!

Die einzigen Funktionen, die Sie aufnehmen sollten, sollten mit dem Gesamtziel Ihres Produkts verbunden sein.

Als Nächstes kategorisieren Sie alle verbleibenden MVP-Funktionen nach ihrer Priorität: hohe Priorität, mittlere Priorität und niedrige Priorität. Dabei hilft Ihnen eine Matrix weiter.

Ordnen Sie die Features in einer Matrix an

Dieser Schritt hilft Ihnen dabei, herauszufinden, wo Sie in Bezug auf die Dringlichkeit der Funktion die größte Wirkung erzielen können. Mithilfe einer Priorisierungsmatrix können Sie endgültig entscheiden, was unbedingt in Ihr MVP aufgenommen werden muss und welche Funktionen in späteren Versionen aufgenommen werden können. Im Folgenden finden Sie das von uns empfohlene Format für Ihre MVP-Priorisierungsmatrix.

Nun ist es an der Zeit, mit der Erstellung eines MVP zu beginnen. Wenn Sie sehen möchten, wie das zukünftige Produkt aussieht, können Sie sogar einen MVP-Prototyp erstellen.

Schritt 5: MVP einführen

Sobald sich ein Unternehmen für die wichtigsten Funktionen entschieden hat und die Bedürfnisse des Marktes bzw. der Anwender kennt, kann es den MVP erstellen. Denken Sie daran, dass ein MVP nicht von geringerer Qualität als das Endprodukt ist, denn es hat ein klares Ziel: Es muss die Bedürfnisse der Nutzer erfüllen. Daher muss es einfach zu bedienen, ansprechend und für die Benutzer geeignet sein.

Schritt 6: MVP weiterentwickeln

Nach der Markteinführung Ihres MVP holen Sie regelmäßig das Feedback Ihrer Nutzer ein. Die Nutzer sagen Ihnen, wo das Produkt Mängel aufweist und wo es weiterentwickelt werden muss. Dies wird Ihnen helfen, neue Ideen zu generieren, die auf dem Nutzerverhalten basieren und die nachfolgenden Versionen Ihres Produkts prägen werden. Es ist wichtig, weiterhin zu testen, zu lernen und zu messen und dann wieder zu testen, bis das Produkt fertiggestellt ist.

FAQ

Ist ein MVP ein Prototyp?

Nein. Vereinfacht ausgedrückt, ist der MVP ein funktionierendes Produkt. Der MVP liefert quantitatives Feedback und reale Fakten, während ein Prototyp nur qualitatives Feedback sammelt. Ein Prototyp ist ein sehr einfaches Modell eines Produkts, das entwickelt werden soll. Der Hauptzweck eines Prototyps besteht darin, ein Konzept vorzustellen, die technische Machbarkeit eines Produkts zu testen oder zu sehen, wie es aussieht und zusammenpasst. Außerdem muss der Prototyp dem Endprodukt nur optisch ähneln; er muss in keiner Weise funktionieren. Ein Clickdummy oder Wireframes können beispielsweise als Prototypen im Kontext der digitalen Produktentwicklung betrachtet werden.